Des hätt`s doch net braucht - Faschingssonntag

Johannes 13, 6



Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen


Wenn wir als Kinder früher – so erinnern wir uns Alten,
damals als halbwegs gut erzogen galten,
dann durfte man nicht einfach frech die Hand hinhalten,
wenn die Urgroßeltern, Onkeln oder Tanten
und die anderen zu Besuch gekommenen Verwandten
nach Genuss von Jakobs Krönung und Erdbeerkuchen,
fertig zum Heimgehn, endlich, in den Taschen suchen
und aus dem Geldbeutel ein Fuffzgerl oder eine Mark rauskramen,
die wir Kinder dann als Entschädigung bekamen,
wenn wir zu Tische uns still und anständig benahmen.
Auch wenn in diesem lange schon ersehnten Augenblick
die Hand schon ausgestreckt nach diesem kleinen Glück
zugreifen wollte, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren,
musste man mit einem „Des brauchts doch net“ sich zieren.

Die Großtante aus Brüderes dagegen, die mochte keine solche Heuchelei.
Und wenn wir uns zierten, nicht weil wir wollten, sondern weil wir mussten,
dann nahm sie scherzhaft uns beim Wort, sie war so frei
und tat so als würde sie statt Geld uns etwas husten.
„Na, wenn d`as ned braucht, donn steck ich’s widder ein“,
und schon verschwand das Geldstück wieder in der Tasche.
Sie nahm uns wörtlich, doch trotzdem war das ganz gemein,
sie kannte doch die eingedrillte Bescheidenheitsmasche.
Doch wir wollten das Geld, so konnten wir sehn,
wie wir mit vielen „Ähs“ und „no ja“ und eingeschossner Röte im Gesicht
die Sache doch noch günstig für uns selbst hindrehn.
Die Tante grinste zu dem Spiel, das Geld entging uns nicht.

„Des braucht´s doch ned“, so lernten´s wir Kinder als Höflichkeitsform,
doch unser Verhalten widersprach der gelernten Norm.
Während der Mund sich ablehnend noch zierte,
die Hand (und auch das Auge) schon nach dem Geldstück gierte.
Denn Kinder können etwas – ganz natürlich und ohne Bedenken,
sie lassen sich einfach und freudig, ja manchmal fast gierig beschenken.
Da sind wir Erwachsenen aus einem ganz anderen Holz.
„Ich brauch nichts gschenkt“, prahlt manch einer stolz.
„Was ich brauch, das leiste ich mir ganz allein,
ich will auf niemand anders angewiesen sein.
Und wenn´s nicht mehr geht, dann macht mir Schluss,
denn von andern abhängig sein, scheint der größte Verdruss.

„Des braucht´s doch ned“, würden die Kinder nie von sich aus sagen,
die Eltern lehrten sie – zumindest früher – solches Betragen,
weil ihnen peinlich war, als unverschämt zu gelten,
dass man sie als unbescheidne Hamster täte schelten.
Vielleicht hat Jesus diese schamlos hingestreckte Hand vor Augen,
als er meinte, nur der tät für den Himmel taugen,
der würde wie ein Kind, sich also ohne Scheu beschenken lassen
und einfach hinzulangen und ohne Nachzudenken zuzufassen,
ohne den Stolz, man müsste alles selber und alleine leisten.
Doch, mein Lieber, das was du im Leben brauchst am meisten,
ist doch – hast du das schon einmal bedacht – Geschenk,
du kannst es nicht einmal mit Millionen oder Milliarden kaufen,
es nicht erzwingen, kannst dir noch so sehr die Haare raufen,
das Wichtigste im Leben, so wie die Luft zum Schnaufen,
gibt`s gratis, umsonst wies Freibier (ruft gleich der Oberpfälzer: „wau“)
die Freundschaft, die Liebe nicht nur zwischen Mann und Frau,
ein Kinderlachen, Sonnen- auf und Untergang, den Regen,
Glück, Vertrauen und in der Kirche dann den Segen.
Wer wollte, wenn ihm das alles als Geschenk wird angetragen,
noch schüchtern oder stolz „das brauchts doch net“ zum Schöpfer sagen.

„Des hädds doch ned braucht“, oder wie die Steigerung dazu heißt:
„Des hädds doch fei wärkli ned braucht, wenn der Oberfranke mal mit Superlativen um sich schmeisst,
(Denn wenn’s um die unsere Bescheidenheit geht,
sind wir gänzlich unbescheiden,
wenn sich’s dagegen um Hochstapeln dreht,
dass können wir aufs Blut nicht leiden.
Dann sagn wir: „Der reißt sei Maul scho a wenig org weit auf,
passna auf, der griecht aa nu aana drauf.“)
Doch zurück zum Thema: Der Nachbar steht vor der Tür
Und bedankt sich mit einem Blumensträußchen dafür,
dass die Frau gestern abend kurz vor dem Ball -
es läutete Sturm, die dacht es wär ein Überfall –
in äußerstes Not die aufgeplatzte Hosennaht dem Herrn
genäht. „Ach so was,“ sagt sie, als sie Blümlein ins Wasser taucht,
das war halt ein Notfall, da helf ich doch gern.
Die schönen Tulpen, des hädds doch ned braucht.“
Natürlich geht das geschlechtlich auch anders herum,
nur schenkt frau dem Manne lieber Wein, Schnaps oder Rum,
wenn der sich einmal als Kavalier erweist
und der Nachbarin, kurz bevor sie in Urlaub verreist,
beim Reifenwechseln löst die eingerosteten Schrauben
oder steigt im Herbst auf die Leiter zu ernten die Trauben.
Auch wenn beim Anblick der Gaben schon der Speichelfluss beginnt,
der Mann sich schnell der Höflichkeit besinnt:
Und während er schon das Etikett auf der Flasche will lesen,
da kommst ihm: „Ach, das wär doch wirklich nicht nötig gewesen.“

Recht hat der, der wackere Mann, und ebenso so sein Frau,
es hädds nicht gebraucht, denn nimmt man´s genau,
als die Nachbarn in Not war, das haben sie nicht auf Geschenke geschielt
oder mit dem Gedanken an Belohnung gespielt.
Das, liebe Gemeinde, meint Paulus in dem Hohen Lied der Liebe,
diese hilft gern und ganz aus freiem Triebe,
die sieht nur, was dem andern jetzt dringend abgeht
oder mit der geplatzten Hosennaht der ganze Abend vor dem Scheitern steht.
Die Liebe fragt nicht, was krieg ich denn als Lohn,
kennst du meinen Lieblingswein oder meine Kontonummer schon?
Man nimmt zwar den Dank und das Geschenklein freudig an,
doch jeder weiß, ich habs nicht deshalb, ich habs gerne getan.
So steckt in dem besagten Sätzlein, hätten sie das gedacht,
die christliche Weisheit der Liebe, die gibt nur acht,
auf den andern und seine Not, was den andern jetzt schlaucht.
Ein Gegengeschenk? Das hädds doch ned braucht.?

Doch die Nachbarn mit Spirituosen und Blumenstrauß
holen gleich - freundlich freilich - zum Konter aus.
„Und ob´s des braucht hedd, ihr Nachbarsleut,
des is doch bloss an winzig kleine Freud.
Wenn ma denkt, meint die junge Frau mit verklärten Blick,
ich hätt wegen dem Platten mein Flug verpasst in die Karibik.
Wenn man denkt, räsoniert der Junggeselle, und wird noch rot dabei,
ich mit aufgeplatzter Hose im Opernhaus, das gäb ein Geschrei.
Nein, wenn einem soviel Gutes wiederfährt,
das ist schon ein sichtbares Dankeschön wert.
Lasst euch das nur gefallen,
so kommt Freude auf bei allen.

Gar keine Freud, sondern Ärger, Wut und Klagen,
kommt auf, wenn das Malheur geht einem an den Kragen,
so wie bei der Hosennaht und bei dem platten Rad am Wagen.
Da kann man dann den Spruch im andern Sinne sagen,
wenn einen alles nur noch nervt und schlaucht,
des hädds etz wirklich nedd gebraucht.
Wenn im Supermarkt die vollgepackte Plastiktüte
mit einem Schlag und Krachen erster Güte
vor der Drehtür auf den Steinboden knallt,
und dann kommt noch: Ich habs da doch gsogt, die is alt,
do reißen die dünna Griffla halt.
Und während du die Teebeutel aus dem Rotwein fischst,
kriegst es gleich fünf Mal aufgetischt,
dass man sowieso keine Plastiktüten verwenden soll,
denn wäre ja für die Delphine in Meer gar nicht toll.
Die Meeressäuger sind dir im Moment nicht priotitär
Und du wünschst: wenn ich nur ganz weit weg wär.
Denn Scherben sind spitz und die Margarine ist fett,
nur meine Ruhe und eine Kerichtschaufel wäre jetzt nett.

Im Boden versinken oder in die Luft gehen wie eine Rakete –
Wie wär es mit einem kurzen Stoßgebete?
Die Zeiten des HB-Männchen sind längst dahin,
für den Nichtraucher macht der Slogan keinen Sinn:
„Warum denn gleich in die Luft gehen, greife lieber zur HB“,
den Rat gab ich nicht, auch wenn auf der Packung stünde: aus BT.
Manchen beruhigt`s ja , wenn er schnell eine raucht
Und sich denkt: „Des hedds wärkli nedd braucht.“
Aber die Pause, auch ohne Glimmstengel, die sollte man sich gönnen,
um mitten im Stress erst einmal durchschnaufen zu können.
Gebraucht hätte es dieses Malheur wirklich nicht,
doch auf einmal huscht ein Lächeln über das zerfurchte Gesicht.
Und wenn man dann sogar noch über seine eigene Blödheit lachen kann,
störten einen nicht mal mehr das dumme Gerede von nebenan.
Du hattest ja recht mit der Plastiktüte, der alten.
Nur in solch einem Moment solltest du deine Weisheit für dich behalten.
Denn wenn man gerade im Mist untertaucht,
hätte es die Belehrung „wärkli ned braucht“.

Oft fragt man sich ja, was war jetzt schlimmer,
das Missgeschick, was für ein Pech auch immer,
oder die Kommentare, die man sich anhören muss,
und erst richtig bitter machen den Verdruss.
Lässt dir der Ärger im Bauch keine Ruh,
gibt ein anderer auch noch seinen Senf dazu.
Den brauch ich zwar für die Bratwürste dringend,
beim Unglück anderer aber ist er nicht zwingend.
Die Bibel meint, wir sollten nur zu Nützlichem das Maul aufmachen.
Ich denk, sie verbietet uns nicht Unsinn, über den wir lachen,
und Witz am Fasching, manchmal sogar Blödelei,
doch frag ich, ob der Senf zum Unglück andrer nützlich sei,
oder ob er genauso fehl am Platz wie bei den Faschingskrapfen.
Statt rechthaberisch solch Besserwisserei verzapfen,
halt´ man den Mund, spring hin und helf die Scherben aufzuheben
oder find ein gutes Wort, wie Marmelade in dem Krapfen eben.
Die Liebe, meint Paulus, freut sich nicht über die Ungerechtigkeit,
sie tröstet und heilt bei allem Unglück und aller Schlechtigkeit.
Es reicht schon wenn bei mir die Sicherung qualmt und raucht,
weil so viel passiert, was es wirklich nicht braucht.

Gestern konnte man in unserer Zeitung erfahren
von unserer Gesamtkirchengemeinde so skandalösen Gebahren,
dass von einer Frau, die schon Mitte Januar verstorben,
jetzt Ende Februar wurde um das jährliche Kirchgeld geworben.
Was den Witwer so in Rage brachte,
weil der bei sich dachte:
Jetzt hab ich die Beerdigung angemeldet bei derselben Adresse
und teuer bezahlt. Ich wehr mich und gehe an die Presse.
Da fehlt doch jede Pietät, ich tret aus der Kirche aus,
wenn die sich solche Schnitzer leisten im selben Haus.
Den Ärger, die Wut, die kann man verstehen,
so etwas hätts  wirklich nedd braucht, das ist ein Schlag
gegen die Pietät, für den auch ich mit Verantwortung trag.
Doch sollte man es auch von der anderen Seite sehn.
Die Kirchgeldbriefe verschickt für uns das Landeskirchenamt,
über 25 Tausend sind es für Bayreuth insgesamt.
Bis der Todesfall in München gemeldet und eingetragen,
da muss man mit Wochen rechnen, nicht nur mit Tagen.
Und da passiert es leider, dass mitten hinein in die Trauer,
noch ein Bittbrief kommt und man ist sauer.
Doch möchte ich nicht wissen, wieviele Rechnungen sonst noch an Tote kommen,
wenn die Meldung nicht rechtzeitig angekommen.
Unser Kurier freilich, unsere preisgekrönte Zeitung
saugt die Sensation gierig und gern aus der Telefonleitung,
macht eine story draus im städtischen Teil auf der ersten Seite
und dazu auf dem Titelblatt, da bekommt der Vorfall Bedeutung und Weite
genauso wie Stromtrasse und Wagnertheater, wo`s mit dem Verträgen kracht und raucht.
Ich frag ganz bescheiden: Hat`s des wirklich gebraucht?

Freilich nicht nur über so kleine Dinge kann man oft nur den Kopf schütteln,
sich in den Hintern beißen, aber es gibt nichts zu Rütteln.
Ihr Oberen, Politiker und Wirtschaftsleut, im Bundestag und Weißen Haus,
ganz fern, ganz nah, man fragt sich öfter voller Graus,
ob gnädge Frau, ob graue Eminenz – früher hätte man gesagt: Durchlaucht,
hädds des denn wirklich alles braucht?
Facebook kauft Whats-App, so einen kleinen SMS-Versandladen
für 19 Milliarden Dollar, so dass die einen im Geld können baden,
die andern aber umso besser ihre Kunden bespitzeln,
so wie die Leute über den Spitzelpräsidenten witzeln.
Fragt ein Junge den Präsidenten, ob er auch die Mails seines Dadies belauscht,
antwortet Obama, bevor er wieder mit seiner Karrosse abrauscht:
„Er ist nicht dein Vater“. Was einst das Gespenst vom „Großen Bruder“
in Orwells Vision, läuft längst dem Datenschutz aus dem Ruder.
Und Angela Merkel würde gerne ihrem Freunde Obama die Leviten lesen:
Das mit dem Abhören, das wäre wirklich nicht nötig gewesen.
Früher hat man den Kindern Angst gemacht
Und ihnen ein Schreckensbild von Gott beigebracht:
„Der liebe Gott sieht alles, du kannst vor ihm nichts verstecken,

er sieht was du tust, auch im Dunkel und unter Zudecken,
er weiß, was du denkst, was du fühlst, er kennt sogar dein Herz –
Gottesvergiftung nannte es Tilmann Moser, ohne Scherz.
Allmachtswahn könnte man es unter Menschen nennen,
wenn welche meinen, sie müssten alle Gespräche kennen,
wissen wo sich Millionen Handybesitzer gerade aufhalten
und sich in die intimsten oder belanglosesten Mails einschalten.
Die Stasi in der DDR ist an ihrer Sammelwut damals erstickt
und hat trotzdem die Nadel im Heuhaufen nicht erblickt.
Man wollte sich vor dem Angriff des Klassenfeindes schützen,
am Ende konnten all die gespeicherten Daten niemandem nützen.
Jetzt solls um die Sicherheit gehen, drum werden die angeblich besten
Freunde ausspioniert vom großen Bruder aus dem Westen.
Mit kommts vor wie der Turmbau zu Babel auf elektronische Art
als würde dadurch so etwas wie Weltherrschaft bewahrt.
Gott setzte der Hybris damals ein jähes Ende
und zerstreute die Menschheit übers weite Gelände,
so dass kein Volk mehr verstand des anderen Sprache.
Das war für den Größenwahn des Allmächtigen Rache.
Vielleicht hat auch heute die weltweite Kommunikation Schaden genommen
und das alles umspannende virtuelle Netz einige Risse bekommen.
Wer vorsichtig ist, der schreibt heutzutage wieder Briefe
Statt dass er mailt, SMS schickt oder per Handy anriefe.
Und vor Mithörern ist am besten geschützt,
wer das Gespräch unter vier Augen nützt.

Ja, hinterher ist jeder gscheiter,
doch das hilft in dem Moment auch nicht weiter,
wenn man eine Entscheidung treffen muss
und knacken soll die harte Nuss?
Auch wenn er schon mal nach hinten losging, der Schuss,
kann man draus lernen in den städtischen Streitigkeiten,
besonders jetzt, in den Kommunalwahlkampfzeiten?
Brauchen wir einen neuen Kulturreferenten,
könnte der die angebliche Misere beenden
mit Baustellen noch und nöcher im Wagnerjahr,
wo alles, was Bayreuth hätte zeigen können, geschlossen war,
(ihr bauch das Motto „Des hädds…“ nicht mehr zitieren,
ihr könnt selber eins und eins kombinieren),
könnt der für die ideale Akustik in der Stadthalle sorgen,
wenn wir uns die Bamberger Symphoniker borgen,
dass Mozart genauso gut klingt wie Goethes Faust
oder die Band, wenn beim Ball der Stadt die Menge haust.
Brauchn wir einen Flugplatz als Millionengrab,
wo alle zwei Tag hebt ein Flugzeug ab,
während der IRE – der von Nürnberg weniger als eine Stund braucht, ungelogen,
um die Universitäts- und Festspielstadt (so stehts am Bahnhof), macht einen weiten Bogen?
Brauchen wir auf 15 Kilometer zwei Thermen
um unsere eingerosteten Gelenke und Wohlstandskörper zu wärmen?
Oder hätten wir doch das Kongresszentrum bei der Brauerei
gebraucht? Der eine sagt: „super!“, der andre: „so eine Sauerei“
Ja hinterher hädds jeder besser gewusst und besser gekonnt,
so wie man sich gerne in Recht gehabt haben sonnt.
Hinterher ists leichter gescheit zu reden: „So wie mir deucht,
hätte es diese Geldausgabe sicherlich nicht gebräucht.“
Drum, liebe Gemeinde, halt ich zu diesen Themen lieber mein Maul,
nicht weils mir egal wär oder weil ich zum Diskutieren zu faul.
Ob was richtig ist oder eher zum Schaden,
ob man sich damit verdient macht oder muss später Fehler ausbaden,
das weiß so hundertprozentig niemand genau
ob CSU, SPD, FDP; Grüne, Unabhängige, ob schwarz, rot gelb oder grau.
Drum muss man streiten im Rathaus um den besten Weg,
da geht’s manchmal hitzig gegen den Stadtratskolleg.
Doch nur über die Politiker zu schimpfen und zu lästern,
das geht nicht an, ihr Brüder und ihr Schwestern.
Denn wir sollten bei aller Kritik nicht vergessen,
auch wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen.
Schnell werden die Verantwortlichen für blöd erklärt,
was durch Beispiele wie den Berliner Hauptstadtflughafen wird heftig genährt,
man unterstellt ihnen Dummheit, ja Lug und Betrug.
Vor solcher Überheblichkeit warnt uns Paulus,
der selbst auf dem Holzweg einst war als Saulus:
„Haltet euch selbst nicht für klug“,
selbst wenn hinterher ins Licht der Erkenntnis getaucht
alle wissen: Das hädds wärkli ned braucht.

Doch habt ihr`s gemerkt, geneigte Predigthörer,
Negativbeispiele gibt es in Hülle und Fülle,
wo`s richtig stinkt, wie beim Ausbreiten der Gülle.
Das Positive dagegen fällt uns viel schwerer.
Da brauchen wir Pfarrer nicht über die Zeitung schimpfen
oder über Negativberichterstattung die Nase rümpfen,
sondern können uns selbst an dieselbe fassen,
wenn wir unsere eigenen Reden uns vor Augen führen lassen.
Das Negative gerät schnell aufregend und fällt uns leicht,
beim Positiven wird’s eher langweilig und seicht,
so dass die Hörer je nach Temperament,
der eine schweigend, der andere grollend nach Hause rennt,
der eine bleibt ratlos, der andere faucht:
Des hädds heut wieder Mal nicht gebraucht,
dass das, was wir eh schon über uns wissen,
wir auch noch von der Kanzel über uns ergehen lassen müssen.
Da hat der Pfarrer ja wirklich Recht,
die Welt ist sündig, böse und schlecht,
doch der Kirche ist von Jesus aufgetragen,
den Menschen die frohe Botschaft zu sagen.
Das heißt nicht, alles unter den Teppich zu kehren
Und wenns nötig ist, schon den Anfängen zu wehren.
Doch Gott selber, unser Vater im Himmel,
der herunter schaut auf unser Menschengewimmel,
wie oft müsst der sagen, ja Tausend mal pro Sekunde, so geschwind:
Das hädds jetzt nicht gebraucht, du Menschenkind.
Oder wie es beim Propheten heißt,
der dem Volk seine Sünden vor die Füße schmeißt:
Nicht ich hab dir Mühe und Arbeit gemacht,
sondern du hast mich zur Verzweiflung gebracht.
Doch ich habe dir alles vergeben,
denn du bist meine Liebe, mein Leben.

Als Jesus sich die Schürze umbindet,
da er sich mit seinen Jüngern vor dem Abendessen befindet,
und wie im Orient der  niedrigste Knecht,
seinen Freunden die schmutzigen Füße zu waschen beginnt
- wenn man denkt was damals alles durch die Gosse rinnt,
wird einem vielleicht heut noch schlecht –
da war es dem Petrus überhaupt nicht recht.
Dass der Herr vor ihn hinkniet und seine Schmutzfüß in die Schüssel taucht,
das passt doch nicht, des hädds wirklich nicht braucht.
Doch, Petrus, mahnt Christus ihn freundlich und streng zugleich,
nur so wirst du rein, hier auf Erden und dann im Himmelreich.
Du musst dir diesen Knechtsdienst gefallen lassen,
diesen Liebesbeweis. Wie könnt ich dich hassen,
auch wenn du mich bald, vor dem Hahnenschrei, wirst verraten
und sagen, ich kenne ihn nicht, den Höllenbraten.
Das wasche ich ab, was mir stinkt an dir,
denn ich will dich halten, dass ich dich nicht verlier.

Das ist`s, was wir wirklich brauchen, liebe Leute,
ihr könnt vergessen das ganze Geschmarre von heute,
was alles ned braucht hädd, ja des hädds alles ned braucht,
wovon uns das Herz schwer ist und die Birne raucht.
Merkt euch nur das eine mit dem Füßewaschen.

Und jetzt öffnet für den Klingelbeutel eure Taschen!


Amen



Autor: Dekan Hans Peetz