"Siehe, ich verkündige Euch große Freude!"

Lukas 2, 1-14


Liebe Kinder, liebe Eltern und Angehörige, liebe Gemeinde,

was ist das Wichtigste an Weihnachten? Das Wichtigste an Weihnachten sind die Geschenke, sagen manche. Ich freue mich schon so darauf, wenn es in wenigen Stunden so weit ist? Wie viele Lieder müssen wir noch singen, fragten unsere Kinder. Und die behinderten Kinder am Heilpädagogischen Zentrum klatschten am Montag ganz laut bei meinem letzten Wunsch für Weihnachten: dass sie viele Geschenke bekommen.

Gut erzogene Kinder geben natürlich eine andere Antwort: das Wichtigste an Weihnachten ist doch, dass Jesus geboren ist. Wir feiern die Geburt Jesu Christi. Gott wird Mensch, ein kleines Kind in der Krippe. Natürlich haben die Kinder recht, die so antworten. Manche Leute scheinen schon vergessen zu haben, warum wir Weihnachten feiern.

Das Wichtigste kommt zuerst. Was sagt der Engel als erstes, als er den Hirten erscheint, als es mitten in der Nacht hell wird wie von einem Blitz? Er sagt: Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch eine große Freude. Der Engel meint also: das Wichtigste an Weihnachten ist die Freude. Und das passt ja dann zu beidem: zu den Geschenken und dazu, dass Jesus Christus geboren wurde.

Es gibt heute viele Gründe zur Freude. Zum Beispiel können wir uns heute freuen, dass wir wieder in unserer Stadtkirche Weihnachten feiern können, und dass sie schön geworden ist, so dass viele Leute herein schauen und zum Gottesdienst kommen. Besonders das Licht macht Freude. Wir können uns an den Kindern des Kinderchores freuen und an den Liedern, die sie uns gesungen haben. Manche Eltern freuen sich, dass ihr Kind dabei ist. Mancher Erwachsene freut sich schon auf ein Festessen oder auf einen guten Wein. Es gibt so viele Dinge, an denen man sich freuen kann, und jeder hat so seine eigenen Freuden. Freude heißt französisch „plaisir“. Deshalb sagt das Sprichwort: Jedes Tierchen hat sein Pläsierchen..

„Freude, Freude über Freude“, heißt es in einem Lied. Deshalb will ich drei Sachen sagen über die Freude.

Erstens: Ihr dürft euch freuen. Gott will, dass wir uns freuen. Er ist das Gegenteil von einem Miesepeter und Spaßverderber. Er ist der Schöpfer. Er hat all die Dinge geschaffen, über die wir uns heute freuen können, nicht nur Lebkuchen und Plätzchen, nicht nur den Tannenbaum und die Lichter, sondern vor allem die Menschen: die Kinder, die manchmal richtige Wonneproppen sein können, wenn sie aus den Augen und allen Gesichtszügen strahlen; die Väter und die Mütter, die dem lieben Gott behilflich sind beim Aussuchen und Besorgen der Geschenke, dazu Großeltern, Paten und manch andere. Freuen dürfen und sollen wir uns vor allem an den Menschen, denen wir begegnen. Wir sollen nicht Angst haben voreinander, sondern uns freuen können am Anderen.

Zweitens: Ihr sollt euch freuen. Es ist ja nicht immer so leicht, so selbstverständlich, sich zu freuen. Manchmal ist einem ganz und gar nicht zum Freuen zumute. Vielen geht es auch heute am Heiligen Abend so. Die Quelle, aus der die Freude sprudelt wie frisches Wasser, ist zugeschüttet. Manche wissen gar nicht mehr, dass es eine solche Quelle gibt. Deshalb muss der Engel zu den Hirten sagen: Siehe, schau hin. Wie die kleine Katze, die das feine Fressen nicht erkennt, mit der Schnauze darauf gestoßen werden muss, so müssen manchen Leuten immer wieder die Augen geöffnet werden. Deswegen heißt es in der Bibel immer wieder: Seht, schaut, siehe.

Und drittens: Auch andere sollen sich freuen können. Jesus Christus ist nicht nur gekommen, um uns Guten Appetit und Prost zu sagen. Er kam eben nicht in den Palast des Herodes, um die Feierlichkeiten dort noch zu verschönern und das letzte i-Tüpfelchen darauf zu setzen. Er wurde in einem Viehstall geboren. Und die Engel kommen zu den armen Hirten, die auf dem Feld Nachtdienst schieben mussten. Im Weihnachtsmusical haben wir das Lied der Straßenkinder gehört. Hier bei uns sind es wohl die Flüchtlingskinder. Jesus wurde selbst zum Flüchtlingskind, politisch verfolgt durch Herodes. Viele engagieren sich, dass auch diese Kinder sich freuen können. Wie hat der Engel gesagt: Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.

Zum Schluss: Bei manchen Geschenken erkennt man den Wert erst mit der Zeit. Vielleicht ist man am Anfang gar nicht so begeistert und legt es erst einmal zur Seite. Ich denke nicht nur an die Patenpokale, die Kinder früher immer von Paten bekommen haben. Was soll ich mit vergoldeten Kaffeepötten als Kind. Auch das Weihnachtsgeschenk Gottes an uns ruft nicht überall gleich Begeisterung hervor. Die Hirten erkannten den Schatz gleich, sie waren ja auch arm und hatten die Engel noch im Ohr. Andere brauchen eine Zeit bis sie merken: das ist das Wertvollste, was Gott uns schenken kann. Nämlich sich selbst. So wie es auch bei uns das Wertvollste ist, wenn Menschen sich selbst schenken. Da kommt Freude auf. Amen



Autor: Dekan Hans Peetz