Auf Jesu Spuren

Lk 14, 15-24 (Großes Abendmahl) und Mt 6, 7-13 (Vaterunser)


Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

 

Liebe Gemeinde!

 

Ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wollt Euch heute zum Konfirmanden-Unterricht anmelden. Die meisten von Euch sind bereits als kleine Kinder von Ihnen, liebe Eltern, zur Taufe gebracht worden. Dazu konntet Ihr Jugendlichen weder „Ja“ noch „Nein“ sagen. Doch wenn Ihr euch in einem knappen Jahr konfirmieren lasst, könnt Ihr Eure Taufe bestätigen.

In der Konfirmandenzeit bis dahin unternehmen wir einiges zusammen (dazu im Anschluss mehr). Und Euch werden Geschichten und Texte aus der Bibel begegnen. Manche kennt Ihr wahrscheinlich, manche noch nicht. Wie es im Lied („Eingeladen zum Fest des Glaubens“, KAA 063) vorhin hieß „folgen wir den Spuren Jesu“, den Spuren von dem Mann, der uns Gott nahe gebracht hat.

Jesus sprach in seinem Leben immer wieder vom Reich Gottes. Er sah darin nicht nur etwas Zukünftiges, also ein Reich nach unserem Leben hier, sondern er verkündigte, dass Gottes Herrschaft schon hier auf Erden anbricht. Wir haben vorhin in der Lesung das Gleichnis vom großen Abendmahl gehört. Vor dem Gleichnis sagte jemand zu Jesus: „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!“ Darauf erzählt Jesus von dem Menschen, der zu einem Fest einlud. Doch die angesehenen und wohlhabenden Eingeladenen kamen nicht zu seinem festlichen Abendmahl. Da lud er Bedürftige aller Art ein. – Mit dem Gleichnis griff Jesus die Selbstsicherheit und Selbstgerechtigkeit mancher Zeitgenossen an. Er machte deutlich: Wer einmal an Gottes Tisch sitzt, ist noch nicht ausgemacht. Ihm war außerdem wichtig: „Ihr könnt etwas tun, damit Gottes Rich schon unter euch anbricht!“ Kurz vor dem Gleichnis vom festlichen Abendmahl sagt er zu seinem Gastgeber:

„Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch dein Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern, wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein; denn sie haben nichts um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“

 

Einen anderen Text, in dem es ebenfalls um das Reich Gottes geht, kennen wohl alle hier: Ich meine das Vaterunser. Jesus hat dieses Gebet vor 2000 Jahren seinen Jüngern weitergegeben und seither verbindet es uns Christen auf der ganzen Welt. Ich könnte euch und Ihnen nun die einzelnen Vaterunser-Bitten auslegen – aber das möchte ich nicht. Wir hören stattdessen ein Gespräch. Ein Gespräch, das ein junger Mann führt, der sich eine Kirche anschaut – mit wem, das hört ihr gleich:

Junger Mann (geht in der Kirche auf den Altar zu): Das ist aber eine schöne Kirche…ein prächtiger Altar … und gerade ist niemand da, da könnt ich ja mal wieder beten (faltet die Hände, wendet sich zum Altar): „Vater unser im Himmel“…
Gott: „Ja?“
J. Mann: (irritiert) „Äh, bitte nicht unterbrechen, ich bete.“
Gott: „Aber du hast mich angesprochen!“
Mann:  „Was? Ich bete doch nur: "Vater unser im Himmel’.“
Gott: „Du hast es schon wieder getan!“
Mann: „Was getan?“
Gott: „Mich angerufen. Du hast gesagt: Vater unser im Himmel. Und hier bin ich. Worum geht es?“
Mann: „Oh – ich habe eigentlich nur das Vaterunser beten wollen; dass du mir antwortest, damit 

          habe ich nicht gerechnet!“

Gott:  „Bete ruhig weiter!“
Mann: „Geheiligt werde Dein Name. Dein…“
Gott:  „Einen Augenblick, Was meinst Du damit?“
Mann:  „Womit?“
Gott: „Geheiligt werde Dein Name?“
Mann: „Ich meine…, es bedeutet........ äh, ich weiß nicht. - Was bedeutet es denn?“
Gott: „ Dass mein Name in Ehren gehalten wird, dass auch du ihn heilig hältst, nicht einfach mal

         `O Gott, o Gott!´sagst.

Mann:  Oh. – Darüber habe ich noch nie nachgedacht. „Dein Reich komme, Dein Wille geschehe

           wie im Himmel, so auf Erden’.“
Gott:  „Meinst du das wirklich?“
Mann:  „Sicher, warum denn nicht?“
Gott  „Trägst Du etwas dazu bei?“
Mann: „Äh, ich weiß nicht. Ich denke, es wäre ein schöne Sache, wenn Du auch hier unten alles so

         gut in Deine Hand nehmen könntest wie Du es da oben bei Dir tust.“
Gott: „Habe ich dich denn in meiner Hand?“
Mann: „Naja, ich gehe zur Kirche, ich bete.“
Gott:  Ja, das höre ich.  Wie steht es um Dein Temperament, deine heftige Art, deine Ungeduld?

          Damit hast du doch immer wieder Schwierigkeiten und andere leiden darunter, oder?

          Und wie gehst du mit Geld und deinem Besitz um? Und wie mit deiner Zeit? Bist du zum

          Teilen bereit?

Mann: „Nun hacke doch nicht so auf mir herum! Ich bin auch nicht schlechter als die Menschen, die

           ich kenne“.
Gott:  „Entschuldigung, ich dachte, du hättest darum gebetet, dass mein Reich komme und mein

          Wille geschehe. Wenn du das wirklich so meinst, muss ich doch darauf eingehen“
Mann: „Jaa, natürlich. Ich weiß, ich habe da einige Probleme. Nachdem Du mich darauf

          hingewiesen hast, fallen mir noch ein paar mehr ein.“
Gott: „Mir auch.“
Mann: „Bisher habe ich noch nicht viel drüber nachgedacht, aber ich würde gern so manches davon

          loswerden. – Übrigens, warum sagen wir eigentlich  „Vater“ zu dir? Du bist doch kein Mann,

         oder?
Gott: „Nein. Jesus hat mich Vater – Papa – genannt, 

          nicht Höchster oder Allmächtiger, weil er mir schon immer nahe war und ich ihm. So wie in

          einer engen Familien-Beziehung, etwa zwischen Kind und Eltern. Theoretisch hätte er mich 

          genauso gut „Mutter“ nennen können…“

Mann:  „Jetzt wo du es sagst, erinnere ich mich. Du bist in der Bibel nicht nur der starke, 

          allmächtige Gott zum Fürchten, sondern du willst uns auch trösten wie einen seine Mutter

          tröstet. So heißt es doch, oder?“

Gott: „Ja, genau.  Tröstende  Mutter, barmherziger Vater, guter Hirte – das sind alles Bilder, die

          euch helfen sollen.  Festlegen lasse ich mich darauf natürlich nicht.  – Aber du hast vorhin

          gesagt, du willst einige Probleme loswerden, stimmt das?

Mann:  „Ja“.

Gott:  „Nun, dann bete doch mal weiter!“

Mann:  („Wo war ich?)… `Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch

           wir vergeben unseren Schuldigern´…“

Gott: „Ah, - was ist mit deiner Arbeitskollegin, mit der du nicht mehr sprichst?“

Mann: „Aber sie hat mich doch vor allen bloßgestellt und außerdem hintenrum über mich Lügen

         erzählt. Mit der red´ich kein Wort mehr! Sie kann froh sein, dass ich es ihr nicht noch anders

         heimzahle!

Gott:  „Hast du schon mal überlegt, dass sie neidisch auf dich sein könnte? -  Und was meinst du

           mit deinen Worten `… wie auch wir vergeben unseren Schuldigern´?

Mann: „Hm – an sie hab´ ich da nicht gedacht. (Zornig) Ich reg´ mich so über die auf!“

Gott: „Vergib ihr, ich vergebe dir auch. Dann muss sie mit ihrem Neid und ihrer Abneigung

          zurechtkommen. Doch du wirst in deinem Herzen Frieden haben und bist schon ein Problem 

          losgeworden.“

Mann:  „Du hast wohl recht – natürlich hast du recht. Und mein Verhältnis zu dir ist mir wichtiger

          als mein Zorn auf diese Kollegin. Aber … (seufzt)…also gut. Ich vergebe ihr. – Wenn ich so

          überlege, muss es ihr eigentlich ziemlich schlecht gehen, wenn sie so eklig zu anderen ist.

          Bitte hilf ihr, Gott, den richtigen Weg zu finden.

Gott:  „Ja, das tue ich. – Und wie fühlst du dich jetzt?“

Mann: „Eigentlich ganz gut, irgendwie erleichtert. Aber auch erschöpft, so intensiv habe ich schon

          lange nicht mehr gebetet.“

Gott:  „Ja, das stimmt“.

Mann: „Aber ich möchte mein Gebet gerne noch beenden. `Und führe uns nicht in Versuchung,

          sondern erlöse uns von dem Bösen´“.
Gott: „Gut, das werde ich tun. Aber ich rate dir: vermeide auch du alles, was dich in Versuchung

           bringen könnte.“
Mann:  „Was meinst Du damit?“
Gott: „Nun, zum Beispiel: Nicht alles, was Dein Smartphone zeigt, ist es wert, anzuschauen         

          siehst. Manche Sachen im Internet und bestimmte Computerspiele sind nicht gut 

          für dich. - Hast du dir in letzter Zeit einmal Gedanken gemacht über das, was wirklich Wert

          hat und was dir kostbar ist in deinem Leben?
Mann: „Nein, schon länger nicht mehr. Wenn ich überlege: Also wirklich etwas wert sind mir die 

          Menschen um mich herum, und jetzt – nach diesem Gespräch – wird mir auch die Beziehung

          zu dir immer wichtiger. `Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in 

          Ewigkeit.  Amen.“
Gott:  „So ist es. Such zuerst mein Reich und meine Gerechtigkeit, dann wird dir alles andere

           zufallen.“

(Mann geht vom Altar weg / in die Sakristei?) --- Jetzt sagt ihr vielleicht: „Mit mir hat Gott noch nie gesprochen.“ – Nun, so wie wir es gerade gehört haben, wohl nicht. Doch Gott redet auf andere Weise mit uns – zum Beispiel durch die Texte der Bibel.

Und oft antwortet er auch auf unsere Gebete. Vielleicht anders, als wir es gewollt haben. Er antwortet möglicherweise auch anders, als wir es uns vorgestellt haben, vielleicht durch bestimmte Ereignisse, durch Engel oder durch Menschen.

 Wenn wir den Spuren von Jesus folgen, ist es wie im Lied beschrieben: „Und dort lernten sie zu teilen, Brot und Wein und Geld und Zeit; und dort lernten sie zu heilen, Kranke, Wunden, Schmerz und Lied. Und dort lernten sie zu beten, dass dein Wille, Gott, geschehe, und sie lernten  so zu leben, dass das Leben nicht vergehe.“ – Wenn wir Jesu Spuren folgen, sind wir Gottes Reich auf der Spur. „Dein Reich komme“. So beten wir im Vaterunser. Das ist eine Bitte an Gott, bei der wir gleichzeitig unser Leben im Blick haben. Beten und Leben gehören zusammen.

Ich wünsche Euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, und uns allen einen guten Weg auf Jesu Spuren und der Suche nach Gottes Reich.

 

Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.



Autor: Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam