"Da müss` ma jetzt durch" - Reimpredigt zum Faschingssonntag

Lukas 18, 31-34


 Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war.

 

 

Während draußen am Volksfestplatz die Bayreuther Faschingsenthuasiasten
mit Bonbon- und Pralinensäcken zu ihren Prunkwagen hasten,
damit der Gaudiwurm, wie das Stadtmarketing im Internet verheißt,
selbst uns unterkühlte Wagnerstädter zu Begeisterungsstürmen hinreißt,

während heute also die Faschingslust ihren Höhepunkt erreichen soll

- freilich, in unseren Breiten gemäßigten Frohsinns gelingt das selten so toll -

während anderswo die Stimmung wieder langsam zu sieden beginnt
und man sich auf Alaaf und Helau, auf tolle Tage oder auf gar nichts mehr besinnt,

geht`s heut hier in der Predigt, trotz Reimerei und markigen Worten
eher nachdenklich zu – was nicht daran liegt, dass an solchen Orten
wie in den Kirchen die Spaßverderber zusammenhockten
und heuchlerisch jammernd über die böse Welt frohlockten,
der Pfarrer sich zum Moralapostel aufspielte
und dem Volk sein sündiges Treiben vorhielte.
In Veitshöchheim und anderswo wird der moralische Zeigefinger geschwungen,
wenn in Büttenreden, Spottgedichten und Liedern wird verlacht und besungen,
was bei Angela Merkel, Horst Seehofer oder den anderen Großen,
bei der NSA, in Griechenland und sonst wo ging in die Hosen.
Da kann man lachen und klatschen aus vollen Lüsten
und sich aus vollem Herzen so richtig entrüsten,

denn das närrische Strafgericht trifft ja nicht mich,
die Menge gerät vor lauter Schadenfreude außer sich.

Während sich die johlende Meute auf die Schenkel klopft,
hätte so einer wie Minister Spänle sich wohl am liebsten die Ohren verstopft,

wenn er, wie früher die Hure auf dem Marktplatz an den Pranger gestellt,
am Ende noch gequält lächelnd ein Geschirrtuch mit dem Wort „Abzocker“ vor sich hinhält.

Doch wenn es mal pieckst, an seine Fehler und Schwächen erinnert zu werden,

so dass man unsanft vom Höhenflug zurückgeholt wird auf die Erden,

das jüngste Gericht

war das bestimmt noch nicht.
Drum, zwischen süßem Genuss

und saurem Verdruss:
Da müss ma jetzt durch.

 

 

Doch nicht, liebe Gemeinde, um die Büttenrede wieder in die Kirche heimzuholen,
von wo sie sich vor langer Zeit aus Lust und Tollerei davongestohlen,

und die Rolle des Narren am alten Königshofe übernommen.
Der durfte, was allen anderen wäre sehr übel bekommen,

mit der Maske des Schelms und in Gestalt des Witzes die Wahrheit wagen
und den Mächtigen ungeschminkt (die Wahrheit, nicht er) ins Angesicht sagen.

So wie in der Bibel schon die Propheten,
ging es um Sex oder um die Moneten.
Ihr kennt den König David und die schöne Bathseba, des Hethiters Frau,
filmreif die story mit sex and crime, doch am Ende, da sieht man´s genau
(nicht nur, wie der Volksmund meint: der Mensch is a Sau)
dass selbst beim mächtigsten Mann die Einsicht siegt,
so dass er nach dem Fehler seines Lebens doch die Kurve kriegt.
Doch die Bibel erzählt solche stories nicht wie die BILD oder manch anderes Blatt,
damit der Leser Grund zum Lästern, zur Empörung über die da oben hat,
sondern damit jeder die Worte für sich selbst übersetzen kann,
die Nathan zu David sagte: Du bist der Mann.

 

Auch wenn es weh tut

und in der Seele brennt wie die Glut,
auch wenn der Boss

 muss vom hohen Ross:

Da müss ma jetzt durch.

 

 

Doch, liebe Leute, des Pudels Kern und der wahre Grund,
warum es heut nicht nur heißt: Lachen ist gesund,

liegt nicht darin, dass wir in der Kirche wären verklemmt,
immer nur traurig, ernst, verbissen oder gehemmt,
Miesepeter und –petras, die vor lauter eigenem Frust
keinem andern gönnen das bisschen Freude und Lust.
Der wahre Grund liegt im Wochenspruch zu diesem Faschingssonntage.
Da schockiert Jesus seine Jünger, selbst gelassen, ohne Angst und Klage:
Seht, wir ziehn hinauf nach Jerusalem, die heilige Stadt,
damit geschieht, was nach Gottes Plan zu geschehen hat,
sie werden mich fangen, einsperren, foltern, verklagen,
wie einen Sündenbock in die Wüste jagen.
Selbst wenn sie mich töten, ihr dürft nicht verzagen:
Ich werde auferstehen schon nach zwei Tagen.
Auch wenn die Jünger rein gar nichts davon verstanden,

als käme ihr Meister aus China, Kongo oder den Niederlanden,

wir heute wissen, worauf er hinaus will.
Auch wenn’s schwer zu verstehen, es hat ein Ziel.

Per aspera ad astra, Seneca, der Philosoph weiß es genau,
nicht weich und bequem wie das Sofa daheim, sondern rau,
nicht glatt wie die Autobahn, sondern steinig ist der Weg zum Stern,
die Steine, die scheut man, doch den Stern hätt man gern.

 

Ohne Karfreitag kein Ostern,

ohne Dunkel kein Stern,
der Weg zu der Freid

geht halt auch durchs Leid
Da müss ma jetzt durch.

 

 

Ob die Jünger wirklich so begriffsstutzig, so vernagelt waren,
wo´s doch schon das dritte Mal war, dass er ihnen mit klaren,
einfachen verständlichen Worten, die doch sogar wir kapieren,
angekündigt hat: das wird alles in ein paar Tagen passieren.
Manchmal stellt man sich dumm, sogar ohne böse Absicht:
Nein, so etwas Unvorstellbares, das geschieht ganz bestimmt nicht.
Das gibt es nicht, weil es nicht geben darf,
auf solche Zukunftsaussichten ist keiner scharf.

Das wird schon nicht so schlimm mit dem Klimawandel
oder dem Abkommen über den Weltfreihandel.
Statt „blood, sweat and tears“ – gemeint sind nicht die mit den langen Mähnen,

die Popgruppe aus der Jugendzeit, sondern echtes Blut, Schweiß und Tränen,
die Winston Churchill 1940 in seiner Antrittsrede den Engländern versprach,
damit gewinnst keinen Wahlkampf mehr 75 Jahre danach.

Statt den Dingen realistisch ins Gesichts zu sehn,
lassen wir uns lieber schöne Sprüche andrehn
von den blühenden Landschaften bei Arzberg und Alexandersbad.
Denn das neue Heimatministerium weiß sicher Rat,
wie man in aussterbenden Dörfern die letzten Mohikaner
verwandelt in Leuchtfeuer und Fortschrittsanbahner.

 

Doch, liebe Leute, machen wir es oft nicht selber ebenso:
wenn etwas kommt, was weh tut, Angst macht oder sonst nicht froh,

etwas, worum uns unsre Nachbarn und Freunde gar nicht beneiden,

dann finden wir raffinierte Strategien, es zu vermeiden.
Geh ich nicht zum Doktor, wähnt manch mittelalterlicher starker Mann,
findet sich auch nichts, woran ich ernstlich krank sein kann.
Oder wie man die Kaffeemaschine wegwirft oder den Tintenstrahldrucker,
wenn er mal bockt und aussetzt, gleich kriegt er den letzten Rucker,
muss schnell ein neuer her. Statt den Fehler suchen und zu reparieren,
was zu teuer, weil arbeitsintensiv, heißt es: wegwerfen, aussortieren.
Der Büttenredner klagt: wir würden es genauso wie mit diesen Sachen,
auch mit unseren Beziehungen, mit unsern Ehen oder Freundschaften machen:
wenn´s klemmt, wenn´s raucht, wenn´s einen crash gibt oder: Flasche leer,
statt repariern, muss ganz schnell und ganz einfach was Neues her.
Ich glaub nicht, dass das so stimmt,
dass die Mehrheit sich so herzlos benimmt.
Wir könnten dagegen viele Beispiele aufzählen,
dass sich zwei schier endlos miteinander quälen.
Doch wie die Jünger, statt der Krise ins Auge zu sehn,
lieber dem drohenden Schmerz aus dem Weg zu gehn,
ob mit Illusionen, Spalttablette oder der Taktik von Vogel Strauß,
da geht der Einfallsreichtum, der doch Dummheit ist, selten aus.

Die haben nichts begriffen,
die jeden Sturm umschiffen,
statt drohenden Wellen
sich miteinander zu stellen:
Da müss ma jetzt durch.

 

 

Eine typische Durchhalteparole, meint der oberschlaue Zeitungsschreiber
über Jürgen Klopp, den abstiegsgefährdeten Borussenantreiber.
Wenn nichts mehr klappt, wenn alles anders kommt als geplant
und all die schönen Ideen wie der Baum von der Holzfräse zerspant.
Das hatten wir uns anders vorgestellt:
Ruhm und Beifall aus aller Welt
hätte man gern auch in der Stadt des Meisters Richard Wagner gerne genossen,
und wird statt dessen – wie Borussia mindestens bis zum letzten Wochenend,
man weiß ja nicht, ob das die finale Wende gewesen im Abwärtstrend –

Auch die Wagnerstadt also wurde mit Hohn und Spott übergossen:
Jubiläumsjahr, 200 Jahre Richard, Opernhaus Weltkulturerbe, die Sensation,
auf nach Bayreuth, ihr findet`s schon dank GMS und Navigation,
zwei Autobahnen bringen die Reisebusse spielend herbei
und ab und zu kommt auch die Eisenbahn vorbei.
Die Welt will feiern, schauen, staunen, Bayreuth entdecken,
doch überall liest man, an allen sehenswerten Ecken
 – das macht den Gast sehr verdrossen:
wegen Sanierung auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Vor der Stadtkirche braucht´s diesen Hinweis jetzt nicht mehr,
und das diene euch zur Hoffnung, auch wenn das Warten fällt schwer.
Achteinhalb Jahre Bauzeit, das strapaziert Nerven und Geduld,
zum Glück war keiner an der Verzögerung schuld
wie beim Airport Berlin, dieser unendlichen Geschichte,
statt feierlicher Einweihung wird´s ein Fall für die Gerichte.
Manchmal steckt man im Tunnel und sieht auch nach Jahren kein Licht,
bei unserer Stadtkirche geschah dies, Gott sei Dank, nicht.

Dies zum Trost allen, die planen, entscheiden, bauen und bezahlen
am Richard-Wagner-Museum und der Stadthallen,
an Iwalewa-, Opern- oder Festspielhaus.
Und noch mehr: die Stadtkirche sieht jetzt noch viel besser aus.
Per aspera ad astra, durch Dreck und Staub hindurch erstrahlt der Stern,
auch wenn er in der Staubwolke nur aschfahl glimmt und ziemlich fern.
Wenn alles dann vollendet erstrahlt im Glanze fein,
kann man sogar für den vorherigen Schaden noch dankbar sein.

Hast du auch keine Wahl,
ereilt dich Not und Qual,
die Hoffnung gibt Kraft,
für den langen Weg den Saft.
Da müss ma jetzt durch.

 

 

Da müss ma jetzt durch, denkst du bei der Abschiedsfeier,
fünfzehn Grußworte verheißt das Programm, au weia,
und dazwischen, um das ganze aufzulockern,
singt vom Kindergarten bis zu den greisen Kirchenrockern
jede Gruppe noch ein zwei kleine Lieder
garniert natürlich mit ein paar wenigen kurzen Dankesworten wieder,
dazwischen, schnell, es dauert gar nicht lange,
entwischt der Frauenkreis der Warteschlange,
und überreicht, es ist ein Traum,
mit grünen Zetteln dran noch einen Gute-Wünsche-Baum.
Damit dir nicht langweilig wird beim Hören –

Grußworte, kokettiert ein jeder, sind die moderne Form, Christen zu schinden,
sagt es, und liest sein Manuskript von vorne bis hinten –

... damit dir also nicht langweilig wird beim Hören
(damit es auch jeder richtig versteht, muss man alles schon zwei Mal sagen)
bekommst auch du – irgendwas muss man immer mitmachen, ich kann`s dir schwören -
grüne Blätter in Blätterform, wo du deine guten Wünsche kannst auftragen,
die werden dann auch an dem Bäumchen angebracht,
denn leider kann wegen der gebotenen Kürze des Festes
nicht jeder reden und auch noch darbieten sein Bestes,
das wär ja gelacht. Es dauert schon so bis weit in die Nacht.

Die Jecken bei den Prunksitzungen der Karnevalsvereine
in Düsseldorf, Köln oder sonst wo am Rheine,
die kannst als Fernsehzuschauer vom Sessel bequem
wegzappen, drum bleiben viele lieber bei sich dahem.
Wird’s mir zu dumm und zu blöd,
reagier ich mit der Fernbedienung ganz spröd
und schalte lang vor dem Tusch und dem obligaten Applaus
einfach um oder aus.
Nein, wir müssen nicht immer geduldig sein,
trotz Xavier Naidoo, denn der lullt uns ein;
als ginge dann alles ganz schnell vorbei,
von wegen, wenn dahinten im Saal so ganz nebenbei
die Klöß zerlaufen in der Aufwärmwanne,
der Ölfilm schon glänzt in der Kaffekanne,
die Petersilie welkt auf den ehemaligen Frischwurstschnitten,
bis schließlich der Männerchor noch sein letztes irisches Segenslied singt
und – was viele schon nicht mehr hören – der erlösende Ruf erklingt:
Das Buffet ist eröffnet, ich darf Sie bitten.
Halt, nicht so schnell, fast hätt ich’s vergessen,
wir wollen ja noch beten vor dem Essen!

Wie wär`s, da heute so viele Sangeskräftige versammelt,
mit einem Kanon? – Endlich ist auch noch der Lachs vergammelt.

Das mit Passion und Kreuz, sich fügen in die Leidenszeit,
bezog Jesus bestimmt nicht auf eine derartige Gelegenheit.
Drum, wer andere einlädt, prominente und andere Gäste,

ich weiß wovon ich rede, ich kenne viele solche Feste,
der bedenke: Sie opfern das Kostbarste, ihre Zeit, in Stückchen von ihrem Leben.
Drum sage nicht: Heute hat der Herr sie in meine Hand gegeben.

Schenkt uns jemand seine Zeit,
dazu noch seine Aufmerksamkeit,
zu Reden und Gesang,
mach`s halblang.
sag nicht: Da müssen´s jetzt durch.

 

 

Doch das Dickicht von Problemen
könnt einem alle Freude nehmen.
Pegida in Leipzig und anderswo mit ähnlichem Namen
schürt die Angst vor dem Islam und den Imamen,
ISIS und anderen islamischen Terroristen
gelang es längst, sich auch in Europa einzunisten.
In der Ukraine feiern die Abtrünnigen Sieg um Sieg
und zwischen Ost und West herrscht schon kalter, droht gar heißer Krieg.
Mit führerlosen Flüchtlingsschiffen bereichern sich Kriminelle
und immer wieder strandet eine neue Welle
von Menschen auf der Flucht auch in Bayern, auch in Bayreuth,
Bunt statt Braun sucht am allerdringendsten dafür Leut´.
Passt das heut her, an diesem Faschingsmorgen,
diese schier endlose Liste von Krisen und Sorgen?
Wenn diese Themen in keiner Büttenrede und nicht einmal in den Faschingsumzügen fehlen,
muss uns der Dekan damit von der Kanzel auch noch quälen?
Und kann man über den Anschlag auf Charlie Hedbo und ähnliche Sachen
überhaupt seinen Scherz und blöde Witze machen?
Mir geht`s nicht darum, in die Tröten alle auch noch reinzublasen
und zur allgemeinen Heiterkeit mit todernsten Dingen rumzuspaßen.
Aber wenn`s heißt, da müss ma jetzt durch, durch all diese Krisen,
dann kann man nicht nur kuscheln und seine Ruhe genießen,
sondern sagen, wie man als Christ
durchkommen soll durch all den Mist.

 

Die Wildsau im Wald wäre dafür kein gutes Modell.
Sie stürmt durchs Dickicht, geschützt von ihrem borstigen Fell,
die Aüglein ganz klein und zugekniffen,
die werden von keinem Dornenstrauch gestriffen.
Auch das edle Pferd, die nervöse Rennstute,
mit ihrem aufgeregten heißen Blute
darf sich durch Nichts von ihrem Ziel ablenken lassen.
Deshalb muss der Reiter ihr Scheuklappen verpassen.

Jesus sagt: Seht, macht die Augen auf und schaut,
verschließt sie nicht, auch wenn euch vor der Aussicht graut.
Schaut nicht weg, sondern hin, wenn wieder Mal ganz ohne Not,
der jungen Frau kurz vor Schulabschluss die Abschiebung droht.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen,
das ist kein Spruch von den sieben Zwergen,
sondern ein Psalm von einem, der nach Hilfe schaut,
weil er nicht nur auf die eigenen Kräfte vertraut.
Das ist das Zweite, das Jesus mit seiner Aufforderung lehrt.
Nicht nur: ich, ich, ich, das wäre verkehrt,
wir gehen hinauf, und ich brauch euch als Freunde dabei,
auch wenn nicht immer auf euch zu zählen sei.
Ich seh`s schon, weiß Jesus, wenn ich werde in Gethsemane Blut schwitzen,
dann werdet ihr weinselig schnarchend im Gras herumsitzen,
wenn die Soldaten und Häscher kommen mit Netzen und Stangen;
um mich wie einen entlaufenen Köter einzufangen,
dann werdet ihr wie die Hasen laufen und fliehen
und später, wenn die falschen Zeugen über mich herziehen,
draußen am Feuer behaupten, dass ihr mich gar nicht kennt.
Es ist schon ein Kreuz, was sich alles Christi Jünger nennt.
Und trotzdem will er diese Jünger bei sich haben, genau diese
auf dem Weg hinein und durch die schlimmste Krise.

Drum Augen auf,

auch zum Himmel hinauf;
wir sind zwar oft ohnmächtig klein,

aber niemals allein,
wenn`s heißt: da müss ma jetzt durch.

 

 

Wenn mich wie viele andre in diesen Februartagen
Husten, Kopfweh, Erkältungs- und Grippewelle plagen,
dann muss man halt durch, bald ist man wieder genesen
und vielleicht war`s sogar noch wie eine Kurzkur erholsam gewesen.
Der Tunnelblick aber übersieht all das Schöne,
das zwischen, neben, trotz Schnäuzen und Gestöhne
mit so einer unfreiwilligen Auszeit auch noch verbunden.
 

 

Am Aschermittwoch, so tönt`s durch die Hallen, ist alles vorbei

„Von all deinen Küssen
darf ich nichts mehr wissen
Wie schön es auch sei
dann ist alles vorbei.“
Da müssen ja finstere, schreckliche Zeiten kommen,
in denen alle Freude, alle Lust wird einem weggenommen.

Die Katholiken halten wenigstens den Sonntag frei vom Fasten,
und holen als Fastenspeise das Starkbier aus dem Kasten.
Doch wir Protestanten übertreiben´s gleich wieder mit dem Selbstkasteien
und verkünden gleich „sieben Wochen ohne“ Alkohol und Leckereien.
Doch das Motto heuer zielt nicht auf Leiden, Trauer und Verzicht,
auch nicht auf Runterkommen vom Winterspeck und Übergewicht,
sondern um 7 Wochen ohne Runtermachen soll es heuer gehn.
Ob das immer so klappt mit dem Slogan: „Du bist schön“,
wenn es heißt, man soll dabei im Bad in den Spiegel oder auf die Waage sehn?
Wenn so ein Kompliment ernsthaft und nicht als bloße Floskel kommen soll
- sonst heißt`s: der will mich veräppeln und nimmt mich nicht voll -
geht`s eben nicht mit Augen zu und irgendwas dahergeplappert,
wo´s jeder gleicht riecht und merkt, wie`s vorn und hinten klappert.
Wer dem andern was Schönes sagen will, trotz aller Kanten und Ecken,
muss zuerst einmal die Augen aufmachen und entdecken,
manchmal sogar erst eine Zeitlang grübeln und suchen,
was könnte man jetzt als Kompliment verbuchen.
Der Pfarrer in der Kirche reagiert eher etwas gequält;
wenn er zu seiner Predigt nur hört: die Lieder hab´n´s ganz gut ausg´wält.
7 Wochen ohne Runtermachen: auch wenn nicht alles vollkommen und recht,
es ist eben auch nicht alles nur schlecht.

 

Darum gib Acht,

auf den Stern in der Nacht,
sieh, was er macht

er lacht:
do kumma scho durch.

 

 

Per aspera ad astra, durch das Dunkel zum Stern,
für uns Christen ist`s Christus, dem folgen wir gern.
Geht der Weg auch durchs Leiden und zum Kreuz hinauf,
am Ende stehn wir mit ihm von den Toten auf.
Dann wird unser Mund voll Lachens sein.

Ein wenig üben wir das heute schon ein.
So werden wir, wenn wir auf Ostern zugehn,
auch die Faschingstage noch überstehn.

 

Da müss ma jetzt durch.



Autor: Dekan Hans Peetz