Gleichheit

Gleichheit hat verschiedenste Dimensionen. Zum Beispiel gibt es die soziale Gleichheit, die anstrebt, dass arme Menschen an allen wichtigen Lebensgütern (Nahrung, Wasser, Land, Bildung, Beruf ...) teilhaben können. Es gibt den theologischen und juristischen Gleichheitsgedanken, der keinen Unterschied macht zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hauffarbe, sondern der den Menschen vor Gott oder dem Gesetz gleich sein lässt. Dieser grundlegenden  Position gegenüber ist aber auch eine subtile Ausgrenzung von Frauen fest zu stellen, auch wenn staatliche und kirchliche Gesetze dieser entgegenwirken wollen. Daher bedarf die Gleichheit zwischen den Geschlechtern einer besonderen Aufmerksamkeit. Dasselbe gilt für Menschen, die staatenlos oder auf der Flucht sind und die vielfach rechtlos behandelt werden.

Gleichheit am Beispiel von Männern und Frauen

Domkapitular Dr. Josef Zerndl beim Grußwort zur Einweihung der Stadtkirche Bayreuth
Foto: Jutta Geyrhalter, 30.11.2014
Domkapitular Dr. Josef Zerndl
Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner (Bildmitte) bei der Weihehandlung
Foto: Andreas Harbach, 30.11.2014
Mitte Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner
Dr. Anthony Cane beim Grußwort zur Einweihung der Stadtkirche Bayreuth
Foto: Jutta Geyrhalter, 30.11.2014
Dr. Anthony Cane

Grundlegende biblische Textstellen zur Gleichheit der Geschlechter in der Bibel

Grundlegend ist die überaus wertschätzende Sicht der Bibel auf den Menschen in geschlechtlicher Sicht: "Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. (...)  Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut." (1. Mose 1,27.31)

 

Mann und Frau haben aber auch teil an der Erfahrung der Trennnung von Gott und seinem Reich (vgl. die Erzählung von Adam und Eva insbesondere 1. Mose 3,21-24)

 

Die ersten christlichen Gemeinden sahen in Christus die Gemeinschaft mit Gott und die Gleichheit der Geschlechter vor ihm wieder hergestellt: "Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus."(Galater 3,26-28)

 

Noch im ersten nachchristlichen Jahrhundert wusste die junge Christenheit von Jüngerinnen Jesu neben dem Zwölferkreis zu berichten. (Vgl. Lukas 8,1-3) Paulus grüßte im Römerbrief eine gewisse Junia als berühmte Apostelin (Römer 16,7; die männliche Form "Junias", wie sie in manchen Bibelausgaben verwendet wird, ist eine spät hinzugekommene mittelalterliche Lesart).

 

Ein besonders schönes Beispiel einer offensichtlich gelungenen Dienstgemeinschaft von Mann und Frau in der Verkündigung findet sich in dem Paar Priska und Aquila: "Grüßt die Priska und den Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren Hals hingehalten haben, denen nicht allein ich danke, sondern alle Gemeinden unter den Heiden." (Paulus an die Römer 16,3f.)

 

Noch ist die Gleichheit von Männern und Frauen im Amt nur in einzelnen christlichen Gemeinden gelebte Wirklichkeit. Aber es bleibt zu hoffen, dass die Christenheit nicht erst auf einen Papst Lukas hoffen muss, sondern dass sich der jetztige Papst Franziskus in Anbetracht seines Namensgebers Franz von Assisi auch der Heiligen Klara von Assisi erinnert und die Kraft finden möge, an einem Dogma für das Amt der Priesterinnen zu arbeiten, das nicht nur den Priestermangel in der Römisch-Katholischen Kirche mit beheben könnte, sondern auch die Herzenseinheit der Christenheit beförderte und den heutzutage oftmals verdrängten Gleichheitssatz aus Galater 3,26-28 zur Geltung brächte. (mk)

Konziliarer Prozess