Freiheit als Geheimnis und Quelle

Römer 8,18-25


(18) Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

 

(19) Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass  die Kinder Gottes offenbar werden. (20)  Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit - ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; (21) denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. (22) Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.

 

(23) Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben,  seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. (24) Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? (25) Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.

 

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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder des Glaubens,

 

I. Kleine und große Freiheiten

 

Freiheit ist das kostbarste Geschenk des Glaubens.

 

In unserem Kulturkreis haben wir schon als kleine Kinder gesungen: „Hänschen klein, ging allein, in die weite Welt hinein.“ Unvergesslich sind mir da meine beiden Zwillinge, die mit zwei Jahren sich an der Hand nahmen und in einem unbemerkten Augenblick aus dem Haus gingen und am Innenstadtring den brandenden Verkehr beobachteten. Zwilling klein, ging´n zu zwein… Einer aufmerksamen Nachbarin haben wir als Eltern bis heute noch viel zu danken.

 

Freiheit atmet auch das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten: „Geh mit uns nach Bremen!“ Schreit der alte Esel zur Katze, die der Bauer ob ihres Alters ersäufen wollte. „Etwas Besseres als den Tod findest du überall.

 

Neben dieser Willensfreiheit, wie sie auch am verlorenen Sohn sichtbar wird, der seinem alten Vater erst einmal Jahre der Einsamkeit zumutete, oder wie es die Menschen aus Haran am Abraham ablesen mochten, der im zarten Alter von 75 Jahren seine Verwandtschaft zurückließ, beobachten wir darüber hinaus Entscheidungen von Männern und Frauen, die ihre äußere Freiheit aus freien Stücken aufgegeben haben, um für die Freiheit der vielen einzutreten. Da ist der Theologe Dietrich Bonhoeffer zu nennen, der 1939 aus der Sicherheit in den USA nach reiflicher Gewissensprüfung wieder in das nationalsozialistisch terrorisierte Deutschland zurückkam. „Ich habe kein Recht, an der Wiederherstellung des christlichen Lebens in Deutschland nach dem Kriege mitzuwirken, wenn ich nicht die Prüfungen dieser Zeit mit meinem Volk teile.[i] erläuterte der Widerstands-kämpfer seinen Entschluss in einem Brief an Reinhold Niebuhr. Bekanntermaßen hat er diese Entscheidung mit seinem Leben bezahlen müssen und wir trauern heute um die Millionen Toten um ihn, die Opfer einer völlig missbrauchten Freiheit geworden sind. - Hatten doch völlig irregeleitete Menschen in zynischer Weise über die Konzentrationslager geschrieben: „Arbeit macht frei.“ - Hinsichtlich der Entscheidungsfreiheit ist da auch die biblisch-jüdische Ester zu nennen, die sich zur Hauptfrau und Königin des persischen Königs Ahasverus machen ließ, um ihr Volk durch Anmut, Kniefall und politisches Geschick vor dem Völkermord zu retten.[ii]

 

Und wir dürfen auf den Errungenschaften von Freiheitskämpfern u. a. wie den Französischen Revolutionären von 1789 aufbauen, die auf Ihre Fahne Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit geschrieben hatten und die westliche Welt von der Heteronomie der Könige und Fürsten befreien wollten, unter denen Paulus oder Luther noch litten. Nicht nur im christlichen auch in ihrem Geist verfasst ermöglichen uns die Menschenrechte und Grundgesetzartikel seit dem zweiten Weltkrieg Freiheiten, dass in der westlichen Welt jeder Mensch z. B. seine Meinung sagen darf und auch seiner Religion nachgehen kann, ohne vom Staat bedroht zu werden.

 

II. Freiheit und Gesetz

 

Beginnend mit Martin Luthers, der gegen das Papsttum,[iii] in dessen Gefangenschaft er die Kirche sah, kirchlicherseits aufbegehrte, über Rousseau und Kant staatlicherseits haben die Menschen heute stets die Möglichkeit, sich aus ihrer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“[iv] zu befreien und selbst zu bestimmen, wo es lang gehen soll. Heute wird diese Autonomie von verschiedenen Seiten in Frage gestellt:

 

Humanbiologen weisen nach, dass vorbewusste biologische Anlagen unsere Entscheidungen beeinflussen.[v] Soziologen erklären das Elternhaus oder die jeweilige Kultur als prägende Determinanten menschlicher Entwicklung. Von Seiten der Theologie hält der frühere Ratsvorsitzende der Evang. Kirche in Deutschland Dr. Wolfgang Huber dem neuzeitlichen Freiheitsbewusstsein, das auf der vernunftgeleiteten Autonomie gründet, Luthers Gedanken von der Freiheit als Gabe Gottes entgegen und versteht den Reformator in dieser Hinsicht als Einspruch gegen die Neuzeit.[vi] Dem kostbaren Glauben, dass Freiheit eine Gabe Gottes sei, soll noch nachgegangen werden. Aber kann Luther als Kronzeuge wider die Neuzeit hergenommen werden? Ist er nicht vielmehr ihr geistlicher Vater? Zunächst aber, worin empfinden wir die Probleme der Neuzeit: Wenn wir in das jüngst wieder von Terroranschlägen gepeinigte Paris im Stau stecken, erleben wir durch den Smog die Grenzen individueller Reisefreiheit. Die Klimaverpestung geht so weit, dass sich die Menschheit eben in Paris, der Hauptstadt der Freiheit und Autonomie, Anfang Dezember auf ein neues verbindliches Klimaprotokoll einigen muss, damit die nächsten Generationen noch eine Zukunft haben können. Aber auch auf sozialen Gebiet gibt es Probleme der Autonomie: Unser Bundespräsident Joachim Gauck schreibt in seinem kleinen Büchlein „Freiheit“: „Ich bin in diesem Land viel unterwegs, und nicht selten beschleicht mich dabei das Gefühl, einer gewissen Minderheit anzugehören. (…) Bei vielen Menschen (…), die mir im Land begegnen, vermute ich eine geheime Verfassung, deren virtueller Artikel 1 lautet: >Die Besitzstandswahrung ist unantastbar.<[vii] Dabei geht es ihm nicht darum, asketisch frei zu leben wie ein Johannes der Täufer oder der Waldbauer Günther Hamker, der eine rustikale Waldhütte seit 1962 im Landkreis Wolfenbüttel 3 km tief in einem niedersächsischen Wald sein zu Hause nennt. Nach der sanften Freiheitsrevolution von 1989 fragte der ehemalige DDR-Bürger Gauck 2012: „Wie willst du die Freiheit gestalten?“[viii] Und gibt die Antwort Bonhoeffers, dass „die Freiheit der Erwachsenen Verantwortung heißt.[ix] Wenngleich Bonhoeffer niemals von der Freiheit als „Ermächtigung“ geredet hätte.[x] Im Anbetracht neuer aufflammender Nationalismen in Europa, angesichts der Stacheldrahtzäune, die neu zwischen europäischen Staaten errichtet werden, müssen wir 2015 daher neu fragen, ob „Ermächtigung“, mit dem Begriff wir 1933 ja in Deutschland ganz tyrannisch-heteronome Erfahrungen gemacht haben, der richtige Ansatz sein kann. Die Frage dieser Predigt greift die Fragen von Paulus und Luther neu auf: Wie ist das Verhältnis von Gesetz und Freiheit lebensdienlich zu bestimmen und wo ist letztlich die Quelle herrlicher Freiheit zu finden?

 

III. Gesetz trifft auf Mensch

 

Ich möchte einmal darum werben, auf dem weltlichen Gebiet und auch im Bereich kirchlicher Gesetzgebung an den Errungenschaften parlamentarischer Selbstgesetzgebung festzuhalten, die Selbstbestimmung der Menschen zu fördern, zu hegen und zu pflegen. Denn die Autonomie entspricht doch wesentlich der reformatorischen Errungenschaft der Freiheit eines Christenmenschen vor Gott.[xi] Denn das eigentliche Problem der Autonomie ist nicht sie selbst; sondern vielmehr, dass wir es bei der Autonomie immer noch mit dem Gesetz zu tun haben. Sehen wir von manchen Gesetzen ab, die wie die Dubliner Drittstaatenregelung besonders reiche Staaten jahrelang privilegiert haben, dienen jegliche Gesetze in der Regel dem Schutz von Schöpfung und Menschheit. Das gilt auch für die Gesetze und Regeln, die der einzelne Mensch sich selbst gibt.

 

Der Apostel Paulus nun hat im vorhin gehörten Brief an die Römer Kapitel 7 die Entdeckung gemacht, dass das Gesetz - auf den angefochtenen Menschen stößt. Allein für sich genommen, sind solche Gesetze „Du sollst die Schöpfung bewahren und die Menschen nicht töten.“[xii] und wie alle deren fallbezogenen Verästelungen in Strafgesetzbüchern auch lauten mögen, „heilig, gerecht und gut“[xiii]. Doch selbst der Mensch, der den Geist als Erstlingsgabe hat, seufzt und ächzt unter dem Gesetz, das da doch letztlich sagt: Du musst für den anderen da sein, Verantwortung übernehmen, du musst deine Freiheit für andere gestalten und in Liebe hingeben, ja du musst in deiner Liebesgeschichte irgendwann auch einmal sterben.

 

Aber wir harren und mit uns harrt die ganze Schöpfung ängstlich darauf, dass die Kinder Gottes immer wieder in Erscheinung treten und mit Glanz über die Freiheit von der Vergänglichkeit singen und jubilieren; mit leuchtenden Augen erzählen, dass wir in Gott einen Punkt haben, der uns frei macht von den gesetzlichen Werken; der uns frei macht von der Notwendigkeit, uns auch noch vor Gott mittels Vernunft und Autonomie, Gesetzeswerken und Protokollen rechtfertigen zu müssen.

 

Indessen treffen auch autonome Gesetze auf den ängstlichen Menschen, der immer wieder nichts mehr scheut, als zu kurz zu kommen, der sich fürchtet, seine Freiheiten zu verlieren und der um jeden Preis leben will und nicht sterben. Ich bezeuge es meinen jüdischen und muslimischen Glaubensgeschwistern, die unter uns sind, dass wir Christenmenschen keinen Deut besser dran sind:

Angefochtene sind wir, Flüchtlinge auch, Flüchtlinge vor dem Tod oder um es mit dem letzten Wort Luthers zu sagen: „Bettler sind wir“, wenn es nur irgendwo ansatzweise um Einschnitte in unserem Leben, womöglich ans Sterben geht. Zu Hasenfüßen macht uns die Angst oder zu unmäßigen Aggressorinnen und Gewalttätern. Diesen abgrundtiefen Schlund – und bisweilen schaut man als Seelsorge da in Höllen hinein – diese Angst, diese Vertrauens- und Gottlosigkeit gerade auch im Gewand der Gesetzlichkeit, diesen Unglaube benennt Paulus als den Menschen im Machtbereich von Angst und Sünde. In seiner Freiheitsschrift von 1520 formulierte Luther daher den unschlagbaren Satz: „Also wer da gute Werke tun will“ - bei sich und anderen haben will - „muss nicht an den Werken ansetzen, sondern an der Person, die die Werke tun soll. Die Person aber macht niemand gut; denn allein der Glaube (…).“[xiv] Ein Beispiel: Wie ein verzagtes Kind, stundenlang mit stillen Tränen vor den Hausaufgaben sitzen mag, und nicht mehr ein und aus weiß, so geht es häufig auch den Erwachsenen. Und da hat es keinen Sinn, an die Vernunft, an die Verantwortung zu appellieren oder an den Fehlern und Werken herum zu feilen. Der Mensch will geliebt sein, geherzt und gehört wie ein Kind erst einmal auf den Schoß. Schweigend muss man dann seine Verzweiflung und Tränen aushalten, Pause geben.

 

Jedwedes heilige Gesetz aber richtet im angefochtenen Menschen nur Unheil an, macht ihn trotzig oder im schlimmsten Fall noch mehr verzagt, so dass er ganz an sich verzweifelt. Es liegt daher nicht an den Menschen- und Asylrechten sowie Klimaprotokollen, und auch nicht an den autonom gefundenen Regelwerken, wenn vieles auf dieser Welt nicht so funktioniert, wie es die Gesetze beabsichtigen, sondern an den konkreten Personen, mit denen wir es zu tun haben: Mit uns ängstlichen und widerspenstigen Menschen.

 

IV. Freiheit als Geheimnis

 

Wo die Quelle der „herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ zu finden ist, von der Paulus erzählt, wird eigentlich erst am Ende des Kapitels deutlich. Er bezeugt: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unseren Herrn“.[xv]

 

Dieser Sohn jüdischer Eltern wusste auf der einen Seite die Gesetze des Moses derart zu verschärfen, dass wir bis heute vor diesen gigantischen Tafeln der Wahrheit staunend stehen. Deswegen findet dieser Nazarener auch ein mehrfaches Echo im Koran und auch in jüdischen Diskursen bis heute, was zeigt, dass wir diesen Jesus als christliche Gemeinde nicht für uns allein gepachtet haben. Wie wir sind auch die anderen Religionen mit diesem Mann noch längst nicht fertig.

 

Das liegt vor allem aber an dem Geheimnis, das er mit sich trägt. Wer Interesse an diesem Geheimnis hat, macht sich von dem Ort der Bergpredigt mit ihm auf den Weg hin auf die Höhen Samariens zu den Menschen, die unter die Räuber gefallen sind, die ihr seelische Freiheit und ihre körperliche Unversehrtheit verlorenen haben; hin zu den Handlangern der Mächtigen auf einem Maulbeerfeigenbaum sitzend, die durch unrechtmäßige Steuerpraxis anderen die Luft zum Atmen genommen haben und selbst trotz Reichtum unfrei sind;  hin zu Frauen und Männern, die sich in den Netzen geschlechtlicher Liebe verheddert und verfangen haben; hin zu Verleumder und Verrätern im Garten Gethsemane, die einem jegliche Freiheit verderben; ja hin auch zu falschen Zeugen, Richtern und Henkern, die zwar meinen, dem Gesetz einen Gefallen zu tun, aber die Liebe und Freiheit verraten. An all diesen Stationen haucht uns das Geheimnis dieses Mannes zu: Du bleibst ein Kind Gottes und darfst neu anfangen in der Liebe. Diese wunderbare Kindschaft meint Luther in seiner Freiheitsschrift, wenn er sagt, dass „der innerliche Mensch mit Gott eins, fröhlich und lustig[xvi] ist. Denn in diesem Mann aus Nazareth ist der unerklärliche Urgrund der Freiheit. Wer dem Zuflüsterungen dieses Geheimnisses, dass wir Kinder Gottes sind, vertrauen gelernt hat, wird dann auch den letzten Weg für die Menschen ans Kreuz und in die Schuld der Menschen mitgehen und –  Freiheit verschenken.

 

V. Freiheit als Quelle

 

Wer seine Freiheit fern ab von Willens-, Entscheidungs- und Ermöglichungsfreiheit oder Determinismus in Gott fröhlich und lustig gefunden hat, redet vielleicht auch nicht ganz so gern von Verantwortung. Nicht weil sie falsch wäre. Aber gehört sie nicht mit Stirnrunzeln, Gewissenprüfung und Kopfzerbrechen vielmehr auf die Seite des Verstandes und des Gesetzes? Ein Mensch, der sich als Kind Gottes findet, badet lustig im geistlichen Taufquellwasser im Herzen und verspritzt dabei allerlei Freiheit, Liebe und gute Werke. Durch ihn sprudelt eine unerklärliche Fröhlichkeit manchmal sogar in tiefster äußerlicher Unfreiheit, so dass er sogar wunderbare Lieder dichten kann, wie „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“   Darum möchte ich angesichts der drohenden Klimakatastrophe oder angesichts der vielen Menschen, die Rettung aus Fassbomben, Hunger und Elend  bei uns suchen, nicht an Ihre Verantwortung appellieren, sondern darauf vertrauen, dass dieser unser aller Jesus von Nazareth uns zu Kinder Gottes, zu guten Bäumen macht, die frei und voller Liebe das Notwendige tun und noch vielmehr und darüber hinaus. Schauen Sie sich um, welch wunderbare Menschen mit vielerlei Gaben heute unter uns sitzen. Da sind Menschen von Bunt statt Braun und welche, die in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, die unserer Stadt einen herrlichen Geist der Nächsten-  und Fremdenliebe eingehaucht haben. Da sind Polizisten, die wie wir Pfarrer genau wissen, dass Kirchenasyl eigentlich ein rechtlich umstrittenes Ding oder gar Unding ist, und doch um so manches Pfarrhaus mit ihren Streifenwagen einen großen Bogen gemacht haben. Da sind Politikerinnen und Politiker, die Brücken bauen, Menschenrechte durchsetzen müssen - manchmal mit Rolle rückwärts und wieder vorwärts - nur um möglichst viele Menschen mitzunehmen hin zu einer liebenswerten Gesellschaft. Da sind Erzieherinnen, Mitarbeiterinnen in der Pädagogik und Lehrer, die mit viel Geduld, Unterricht und Einsatz fremde Menschen eingliedern helfen und Verständnis für sie wecken. Da sind Ingenieure und Verantwortliche, die die Energiewende schaffen wollen, so dass der Staat notwendige Energie hat und dennoch ein lebensfreundliches Klima für unsere Nachfahren erhalten bleibt. Da sind meine lieben Kolleginnen und Vorgesetze, die trotz immer wieder erdrückender täglicher Nachrichten die herrliche Freiheit der Kinder Gottes zu sagen wagen; sowie unsere zahllosen Ehrenamtlichen und anderen Mitarbeitern in der Kirche, ohne deren gewissenhaften und engagierten Dienst der Geist der Freiheit eines Christenmenschen an unserer Stadtkirche schweren Schaden nehmen würde. Da arbeiten Menschen im Medienbereich und versuchen mit viel Liebe dem seltsamen und Jahrtausende altem Freiheitsauffangbecken Kirche ein akzeptables Erscheinungsbild zu geben. Da sind die vielen, die mit mir arbeiten, sich ängsten und herzlich beten, dass die Landesgartenschau nächstes Jahr in Bayreuth auch zum Wohl von Mensch und Natur gereicht. Und da sind nicht zuletzt die vielen Sängerinnen und Musiker, die mit schönsten Weisen und Liedern die Quelle der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes in die Welt tragen: Die Quelle, die da ist Jesus Christus, das kostbarste Geschenk unseres Glaubens.

 

Amen.

 

Fürbitten

 

Gott, Du Friedefürst dieser Welt, in Dir und Deiner Gemeinde wird der Wille nach Frieden und Sicherheit stark, dafür danken wir dir. Wir legen vor dich die Opfer der Attentate in Paris und Beirut. Lass sie Deine herrliche Freiheit schauen. Sei bei allen Trauernden und Verletzten und tröste sie durch die Hände und die Gegenwart lieber Menschen. Wehre der Angst voreinander, wehre dem Hass und wehre der Vergeltung! Lass die Menschen verschiedener Nationen am Vertrauen zueinander festhalten. Gib Geduld im Umgang miteinander.

 

Gott der Gerechtigkeit, lass uns an Deinem Recht festhalten, das das Heil aller Welt zum Ziel hat. Lehre zu unterscheiden zwischen Flüchtlingen und denen, vor denen sie fliehen. Stärke alle Menschen, die in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, stärke auch alle Menschen, die in der Polizei und im Grenzschutz arbeiten, und alle die sich für die Menschenrechte vor Gericht einsetzen, dass sie sich nicht durch Terror auf dem Weg Deines Heils beirren lassen.

 

Es ist ein schwierig Ding, Schöpfer, der Du alle Menschen vor Dir gleich geschaffen hast, starke Ungleichheiten unter uns und zwischen den Völkern auszuhalten und auszugleichen. Mache Du uns alle zuerst zu Deinen geliebten Kindern, auf dass die Liebe möglichst viele Menschen auf den Weg des Vertrauens mitnimmt und wieder Zäune überwinden kann.

 

Herr aller Regierenden, wir beten für unsere gewählten Regierenden und Parlamente in Stadt und Land, in Bayern, Deutschland und in Europa sowie bei den Vereinten Nationen, die oftmals schwierige Entscheidungen fällen müssen, dass Du ihnen sagst, wenn sie sich zu verlieren drohen, dass auch sie Deine geliebten Kinder bleiben. Stärke sie in ihrem Willen, auch die tiefen Fluchtursachen wie dem Klimawandel wirkungsvoll zu begegnen. Gib ihnen durch unser Gebet Kraft, Autonomie, Bildung, Freiheit und Sicherheit in der Welt zu fördern und zu pflegen.

 

Gott wir preisen Jesus als den Sohn jüdischer Eltern, als Propheten des Koran, als Herr der christlichen Gemeinde. Er hat nicht nur der Welt etwas zu sagen, er birgt für sie das Geheimnis der Freiheit und das Geschenk unserer Gotteskindschaft. Für ihn danken wir dir und halten Dich, allmächtigen Schöpfer des Universums, als unseren Vater im Herzen.

 

 


 

[i] DBW 15, 210; Übersetzung: 644

[ii] Beispielsweise Ester 8, 3-6

[iii] Luther, Martin, Über die babylonische Gefangenschaft der Kirche, 1520

[iv] Terminus Technicus der Aufklärung

[v] Vgl. Libet-Experiment

[vi] Huber, Wolfgang in: Evang. Kommentare, Nr. 11/1983, 16. Jg., Stuttgart, 598ff.

[vii] Gauck, Joachim, Freiheit, Ein Plädoyer, München 62012, 5

[viii] A.a.O., 22

[ix] A. a. O. 62

[x] So aber Gauck, Freiheit, 38

[xi] Martin Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen, 1520,WA 7, 12-38

[xii] 1. Mose 2,15 und 2. Mose 20,13

[xiii] Römer 7,12

[xiv] WA 7, 33, 9-11

[xv] Römer 8,38

[xvi] WA 7,30, 20



Autor: Pfarrer Martin Kleineidam